Die Sonne scheint stark auf das Ananasfeld. Das Smartphone-Bildschirm zeigt eine Temperatur von fast 33 Grad an, gefühlt sollen es 40 sein. Der Schweiss tropft, die Erde staubt.

Unter diesem Umständen hacken Landarbeiter*innen an diesem Dienstagmorgen in die rote Erde. Umringt sind sie von kleinen Pflanzen mit spitzen Blättern. Einige Monate später werden dort hinaus Ananasfrüchte wachsen. Doch bis dahin stehen noch viele harte Arbeitsstunden unter dem gleissenden Sonnenlicht an.

Kühlung fehlt

Das Ananasfeld steht in der Nähe der Kleinstadt Allada im Süden Benins. Die Arbeiter*innen sind durchnässt, viele sehen erschöpft aus, Schatten gibt es kaum. Die Arbeit auf dem Feld ist körperlich hart, die Entlohnung allerdings oft tief. Hier setzt das Projekt von Brücke Le Pont und der Partnerorganisation APID an: Ananas ernten – ja. Aber zu fairen Bedingungen. Indem sich die Arbeiter*innen in Kooperativen organisieren, gewinnen sie an Verhandlungsmacht und können faire Löhne aushandeln. Weiterbildungen führen zudem dazu, dass die Qualität der Ernte besser wird – etwas, was den Produzent*innen wichtig ist. Eine Win-Win-Situation.

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Die Landarbeiter*innen an der prallen Sonne.

Das Hacken auf dem Feld ist beendet, nun ist eine kurze Pause angesagt. Die Arbeiter*innen versammeln sich. Man spricht darüber, wie es der Kooperative geht. Gibt es Probleme? Was wird gebraucht? Lazare Yombi, lokaler Koordinator von Brücke Le Pont in Togo und Benin, fragt in die Runde: «Was ist die grösste Herausforderung, die ihr derzeit habt?» Man ist sich schnell einig: Der Transport zu den Marktständen ist anspruchsvoll. Das Feld liegt abseits, die Konsument*innen sind weit weg. Manche Kooperativen, mit welchen APID und Brücke Le Pont zusammenarbeiten, brauchen Stunden, bis sie die Ware auf einem grossen Markt anbieten können.

Doch auf dem Weg dorthin geschieht viel. Denn heisses Wetter bedeutet auch, dass die Sonnenstrahlen den Ananasfrüchten zusetzen: Mit jeder Minute ohne Kühlung verlieren sie an Qualität – und damit an Wert auf dem Markt. Eigentlich hätte ein Projekt ohne Beteiligung von Brücke Le Pont diese Herausforderung angehen sollen, indem die Früchte auf dem Weg zu den Abnehmer*innen gekühlt und frisch gehalten werden. Doch finanziert wurde dieses von USAID. Wer die Nachrichten verfolgt hat, weiss: Die US-amerikanische Entwicklungsagentur ist längst zerschlagen, vom reichsten Mann der Welt, Elon Musk. Sein Vermögen ist 21-mal grösser als das gesamte Bruttoinlandprodukts Benins.

Flaschen sind Mangelware

Zurück zur Ananas-Wertschöpfungskette: Die Frucht wird nicht nur auf dem lokalen Markt verkauft. Nicht selten wird sie auch zu Säften verarbeitet und dann in Flaschen abgefüllt. Doch was tun, wenn diese Flaschen fehlen? Genau dieses Problem existiert in Benin nämlich derzeit. Früher kamen die recycleten Flaschen aus den Nachbarstaaten Burkina Faso und Nigeria. Wegen Währungszerfall und politischen Spannungen zwischen den Ländern kann Benin die Flaschen nicht mehr importieren.

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Flaschen sind derzeit Mangelware in Benin.

Der Ausweg für die Safthersteller*innen ist komplizierter, als viele annehmen dürften: Sie müssen neue Flaschen kaufen – und die nächstgelegene Produktionsanlage befindet sich in Marokko. Zur Einordnung: Zwischen der marokkanischen Hauptstadt Rabat und Allada liegen rund 5400 Kilometer Landweg. Fazit: Die Flaschen kommen derzeit nicht ins Land, ein Rückschlag für die Teilnehmer*innen von «Faire Ananas».

Schritt für Schritt zur Lösung

Auch wenn im Kleinen die grossen geopolitischen Verwerfungen im hiesigen Alltag spürbar sind, macht das Projekt «Faire Ananas» Fortschritte. Insbesondere die Organisation der Kooperativen wird als wichtig angesehen und verbessert sich stetig. Zudem wurden in den vergangenen zwei Jahren rund 4800 Landarbeiter*innen weitergebildet. Auch ist ein Umdenken in den Kooperativen spürbar: Sie kennen ihre Bedürfnisse am besten, wissen, was sie brauchen. Doch dafür sind belastbare Strukturen nötig, die sie selbst im Arbeitsalltag aufbauen müssen. APID und Brücke Le Pont unterstützen die Landarbeiter*innen in diesem Prozess – denn sie sind es, die das Projekt tragen und nach seinem Ende letztlich weiterführen müssen.

Doch zunächst steht für die Arbeiter*innen nahe Allada viel Arbeit an. Unter der prallen Sonne sind sie wieder auf das Feld zurückgekehrt. Nun sähen sie Düngemittel aus, damit die Früchte besser gedeihen. Schritt für Schritt gehen sie von Pflanze zu Pflanze. Schritt für Schritt: So lassen sich die meisten Herausforderungen für das Projekt meistern. Trotz geopolitischen Krisen.