In Zentralamerika ist die Bekleidungs- und Textilindustrie ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Mehr als ein Drittel aller Exporte aus El Salvador und Honduras stammen aus diesem Sektor. Knapp 400'000 Menschen, fast zwei Drittel davon Frauen, produzieren in riesigen Fabriken (sogenannte Maquilas) in Sonderwirtschaftszonen für den Weltmarkt, vor allem für die USA.

Unwürdige Arbeitsbedingungen

Viele Regierungen haben solche Sonderwirtschaftszonen eingerichtet, um ausländische Investoren anzulocken. Sie bieten ihnen billige Arbeitskräfte, Zollbefreiung und grosszügige Steuererleichterungen und sind nachsichtig bei der Kontrolle von Arbeitsbedingungen und Umweltschutzstandards. Eigentlich sind die Maquilas verpflichtet, die nationalen Gesetze einzuhalten. Sie profitieren jedoch von den geringen Mitteln der staatlichen Instanzen und dem mangelnden politischen Willen, die Vorschriften umzusetzen.

In den riesigen Fabrikhallen arbeiten die Arbeiter*innen unter miserablen Bedingungen. Die repetitiven Bewegungen verursachen Gelenkschäden, v. a. an Händen und Armen, sowie Nackenprobleme. Die oft schlechte Beleuchtung führt zu Beeinträchtigungen der Sehkraft. Viele Frauen leiden an Harnwegserkrankungen, weil sie während der Arbeitszeit nicht auf die Toilette dürfen.

Die Arbeiterinnen erfahren ausserdem geschlechtsspezifische Diskriminierung. Dazu gehören erzwungene Schwangerschaftstests bei der Einstellung. Werdende Mütter erhalten sehr oft die Kündigung, wenn ihre Schwangerschaft bekannt wird. Zudem sind die Arbeiterinnen sexuellen Übergriffen ausgesetzt.

Unfaire Entlöhnung und kein Anrecht auf Zusatzleistungen

Mit ihren Löhnen können die Textilarbeiter*innen ihre Grundbedürfnisse kaum decken. Eine Studie aus dem Jahr 2019 verglich die Mindestlöhne in Maquilas in El Salvador, Guatemala, Honduras und Nicaragua mit den Lebenshaltungskosten. In Honduras reicht der monatliche Mindestlohn nur für 87 Prozent der Lebensmittelkosten für eine Familie. Einzig in El Salvador lag der Mindestlohn mit USD 299.30 über dem Preis des Lebensmittel-Warenkorbs von USD 202.37 – Ausgaben für Wohnen, Kleidung, Gesundheit usw. sind damit noch nicht gedeckt.

Immer mehr zentralamerikanische Maquilas wenden zudem das «4×4-Schichtsystem» an: Die Näher*innen arbeiten an vier Tagen mit 12-Stunden-Schichten 48 Stunden. Danach haben sie vier Tage frei. Das ist nicht nur eine extreme körperliche Belastung. Mit diesem System kommen die Angestellten nicht auf die gesetzlich notwendigen 200 Arbeitstage, um ein Anrecht auf Weihnachtsgeld, Urlaub, Abfindungen und Mutterschaftsschutz zu haben.

Brücke Le Pont unterstützt die Textilarbeiter*innen dabei, gegen diese Ungerechtigkeiten anzukämpfen und ihre Arbeitsbedingungen zu verbessern.