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Während Jahrzehnte war Brücke Le Pont in Brasilien tätig. Per Ende vergangenen Jahres wurde das Landesprogramm beendet. Der Ausstieg stand in engem Zusammenhang mit dem Entscheid der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA), sich aus Lateinamerika zurückzuziehen.
Doch die Arbeit von Brücke Le Pont hat Wurzeln geschlagen. Weil sie auf einem wichtigen Ansatz fusst: Die Projekte müssen systemisch nachhaltig wirken. Es werden Strukturen geschafft, die bleiben. So profitieren Menschen von den Projekten auch nach dem Ausstieg von Brücke Le Pont.
Diese Nachhaltigkeit kennt Fábio Nery. Der Brasilianer ist Mitglied der Technischen Kommission bei Rede Ponte. Die ehemalige Partnerorganisation von Brücke Le Pont vergibt im Bundesstaat Piauí das Gütesiegel für faire Arbeit. Im vergangenen Jahr hat Rede Ponte zudem massgeblich zur Verabschiedung eines Gesetzes über die Einführung einer «Woche für menschenwürdige Arbeit» im Regionalparlament beigetragen.
Nery hat den Sitz von Brücke Le Pont in Zürich besucht. Im Interview erzählt er über den politischen Stellenwert von fairer Arbeit – und wieso sie für ihn als Vertreter der Privatwirtschaft wichtig ist.
Fábio Nery, wie wirkt sich die Arbeit von Brücke Le Pont auch nach dem Ausstieg auf die Menschen in Piauí aus?
Das Label für faire Arbeit war ein Wendepunkt. In Zusammenarbeit mit Brücke Le Pont wurde dieses 2019 eingeführt. Es wird den Unternehmen vergeben, welche die Standards für faire Arbeitsbedingungen einhalten. Auf dieser Basis wurde das Projekt weiterentwickelt, unter anderem mit der Etablierung einer Technischen Kammer für faire Arbeit in Teresina, der Hauptstadt von Piauí. So wird auch gewährleistet, dass das Thema menschenwürdige Arbeit auf der politischen Agenda bleibt. Dies ermöglicht unter anderem die Förderung einer Kultur der fairen Arbeit gemeinsam mit den Unternehmen und Politiker*innen zu koordinieren – einschliesslich der kommunalen und staatlichen Behörden.
Faire Arbeit ist also nun in der Projektregion verankert. Beim Label ist vor allem die Zusammenarbeit mit lokalen Unternehmen wichtig?
Genau. Dabei verstehen die Unternehmen, dass sich faire Arbeitsbedingungen auch positiv auf sie auswirken, denn diese haben letztlich mehr Produktivität zur Folge. Wir müssen uns vergegenwärtigen: Junge Menschen in einer Region wie Piauí, in der viel Armut herrscht, sind für Ausbeutung sehr vulnerabel. Es gibt es wenig offene Stellen, aber viele begabte junge Menschen, welche keine Arbeit finden. Der Arbeitsmarkt befindet sich oft in einem Ungleichgewicht – zu Ungunsten für die Arbeiter*innen.
Dein Unternehmen hat auch junge Menschen eingestellt, welche die Ausbildungsprogramme von Brücke Le Pont und ihren Partner*innen vor Ort durchlaufen haben. Wie ist dein Eindruck von den ehemaligen Projektteilnehmer*innen?
Sie sind für den Berufseinstieg gut vorbereitet. Gleichzeitig merkt man ihnen an, dass ihre emotionale Gesundheit in einem guten Zustand ist. Das ist nicht zu unterschätzen, denn man muss sich in Erinnerung rufen: Menschen in Brasilien und insbesondere Jugendliche sind in vielen Fällen sehr vulnerabel. Brasilianer*innen werden Opfer von Verbrechen wie Menschenhandel, Gewalt oder moderner Sklaverei. Das traumatisiert – und nicht nur sie, sondern auch ihre Angehörigen und Mitmenschen.
Wie wirkt sich die Arbeit von Brücke Le Pont auf die Gesellschaft als Ganzes aus?
Menschen leben in sozialen Kontexten, haben Familie und Freund*innen. Wir dürfen nicht vergessen: Millionen befinden sich in einer verletzlichen Situation. Es wäre einfach, diese Situation zu ignorieren. Doch ich bin überzeugt, dass vor allem junge Menschen der Wirtschaft und so der Gesellschaft guttun. Dieser Kontext hat die Arbeit von Brücke Le Pont jederzeit mitgedacht. Und das spürt man: Die Gesellschaft in Piauí wird durch die nachhaltige Arbeit von Brücke Le Pont noch heute gestärkt.
Als Vertreter der Privatwirtschaft stehst du in enger Verbindung mit dem ehemaligen Projekt von Brücke Le Pont. Was bedeutet für dich faire Arbeit?
Wieso leiden Menschen? Wie können wir ihre Lebenslage verbessern? Ich glaube, dass Arbeit einen Weg aus dieser schwierigen Situation ermöglicht. In Brasilien haben wir Krieg, Diktatur und Armut erlebt, die Wirtschaft ist geschwächt, der Vormarsch der Künstlichen Intelligenz stellt uns vor Herausforderungen. Denke ich an faire Arbeit, kommt mir der soziale Aspekt in den Sinn. Sind wir zufrieden mit unserer Arbeit, fühlen wir uns erfüllter und können persönlich wachsen. Umso erfreulicher sind Meilensteine wie das Gütesiegel zu fairer Arbeit oder das Gesetz zur Woche der menschenwürdigen Arbeit in Piauí.