Interview: Fabienne Jacomet

Brücke Le Pont: Warum integrieren Sie das Modul «Proyecto de Vida» in Ihre Berufsausbildungen?

Lorena de Jesús: Einen «Lebensplan» zu erarbeiten, hilft den Jugendlichen dabei, ihre Fähigkeiten und Stärken zu erkennen. Gleichzeitig unterstützen wir sie damit dabei, ihre Lebensziele konkret und realistisch festzulegen – mit einem kritischen, aber auch hoffnungsvollen Blick auf ihre Realität. Sie sollen bewusst darüber nachdenken können, wo sie hinwollen. Wir sehen, dass die Jugendlichen, die einen «Lebensplan» entwickelt haben, ihre Berufsausbildung viel zielgerichteter angehen.

Was hebt die Ausbildung im Projekt von anderen Ausbildungsangeboten ab?

Wir setzen hier auf eine ganzheitliche Ausbildung und gehen darauf ein, was die Jugendlichen wirklich interessiert und was sie brauchen.

«Wir bieten auch psychosoziale Unterstützung, weil die psychische Gesundheit der Jugendlichen enorm wichtig ist. Dabei arbeiten wir ressourcenorientiert: Die Jugendlichen evaluieren, was sie schon alles mitbringen und wo sie sich Unterstützung holen können.»

Lorena de Jesús

Ausserdem arbeiten wir gendersensitiv – wir vermitteln zum Beispiel sexuelle Gesundheit und hinterfragen Geschlechterstereotype bei der Berufswahl. Und wir setzen einen klaren Fokus auf Menschenrechte und insbesondere Arbeitsrechte. Die Jugendlichen sollen wissen, dass es klare Regeln zum Schutz der Arbeitsrechte gibt und gleichzeitig verstehen, dass nicht alle Prozesse von Institutionen begleitet werden können. Sie müssen sich auch selbst für ihre Rechte einsetzen.

Was motiviert Sie persönlich für Ihre Arbeit?

Ich möchte junge Menschen ermutigen, an ihre Träume zu glauben. Ich bin selbst als Jugendliche unterstützt worden und sage mir: Wenn ich es geschafft habe, dank der Unterstützung von aussen meine Realität umzugestalten, dann möchte ich selbst auch junge Menschen dabei begleiten, ihre Realität zu verändern, und zwar auf der Basis ihrer eigenen Ressourcen.

«Was ich an unserer Arbeit enorm schätze, ist, dass alle, die hier arbeiten, sehr engagiert sind. Alle sind durch ihre persönliche und berufliche Geschichte motiviert, die Entwicklung der Jugendlichen zu begleiten.»

Diese Jugendlichen sind die Gegenwart unseres Landes. Sie werden sich ebenfalls für die Veränderung unserer sozialen Realität einsetzen. Ich trage mit meiner Arbeit also zu einer gerechteren, solidarischeren und inklusiveren Gesellschaft bei.

Was schätzen Sie an der Zusammenarbeit mit Brücke Le Pont?

Ich finde es wichtig, in der internationalen Zusammenarbeit einen Dialog zu führen. Das ist mit Brücke Le Pont möglich: Sie unterstützt uns dabei, unsere Arbeit aus unserer Vision heraus zu machen und schafft Räume des Vertrauens und des Zuhörens. Unser Austausch ist darauf ausgerichtet, die Projekte zu verbessern und die Prozesse, die effektiv sind, fortzusetzen.

Gleichzeitig ermöglicht uns Brücke Le Pont, zu träumen. Wir träumen davon, dass wir weiterhin etwas bewirken. Und dank der Zusammenarbeit können wir ganz konkret mehr junge Menschen erreichen und dabei unterstützen, ihre Realität zu verändern. Das motiviert uns enorm.